Familienvater aus Raidwangen sucht Eltern von Viertklässlern, die Interesse an einer 5. Klasse an der Liebenauschule haben
Die Schullandschaft ist im Umbruch. Die Entscheidung für Eltern, welche Schule für ihre Kinder nach der 4. Klasse in Frage kommt, ist nicht einfacher geworden. Zunehmend schwieriger wird es , wenn man die Ganztagesschule nicht für die Ideallösung hält. Michael Linn aus Raidwangen hofft auf weitere Eltern, die für ihre Kinder eine Haupt- und Werkrealschule bevorzugen.

Eltern stehen vor schwierigen Entscheidungen: Auf welche Schule soll das Kind nach der vierten Klasse wechseln? Foto: Fotolia
Ende März müssen sich die Eltern von Viertklässlern entscheiden, welche Schule ihr Kind ab der fünften Klasse besuchen soll. Eine Haupt- und Werkrealschule, eine Realschule oder ein Gymnasium? Nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung stehen den Kindern theoretisch alle Türen offen. In der Praxis ist die Auswahl dann aber doch eingeschränkter, wie sich manche Eltern das wünschen. Diese Erfahrung hat auch Michael Linn gemacht. Nachdem es an der Haupt- und Werkrealschule (Anna-Haag-Schule) in Neckarhausen wegen zu geringer Schülerzahlen keine Klasse fünf und sechs mehr gibt, bleiben für die Kinder aus Raidwangen als weiterführende Haupt- und Werkrealschulen in Nürtingen nur noch die Ersbergschule und die Mörikeschule. Zwei Schulen mit Ganztagesbetrieb. Ein Angebot, das allerdings nicht den Vorstellungen aller Eltern entspricht.
Michael Linn, Elternvertreter der Klasse 4a der Grundschule Raidwangen wurde beim Informationsabend für weiterführende Schulen von anderen Eltern angesprochen, was denn zu tun wäre, wenn die Ganztagesschule aus unterschiedlichen Gründen nicht gewünscht wird. Wenn Eltern ihren Kindern Freiraum und eine individuelle Förderung außerhalb der Schule ermöglichen wollen.
Raidwänger Vater sucht interessierte Eltern aus der Umgebung
Der ältere Sohn von Michael Linn besucht die sechste Klasse der Liebenauschule in Neckartailfingen, eine Werkreal- und Hauptschule mit normalem Schulbetrieb am Vormittag. An diese Schule wechselte Linns Sohn, nachdem es an der Anna-Haag-Schule Neckarhausen nicht mehr ausreichend Kinder für eine fünfte und sechste Klasse gab. „Die Lehrer an der Liebenauschule sind motiviert, stehen für eine gute Pädagogik, vermitteln Werte und stärken die Kinder in ihrer Persönlichkeit“, sagt Linn, der dort stellvertretender Elternvertreter ist. „Die Kinder lernen mit Spaß und Motivation und auch nach einem Hauptschulabschluss stehen den Jugendlichen alle Bildungswege offen“, ist der Diplomingenieur überzeugt, dass diese Schule für seine Kinder genau das Richtige ist. Deshalb hofft der Raidwänger Vater, dass auch seine Tochter, die derzeit die vierte Klasse der Grundschule Raidwangen besucht, an die Liebenauschule nach Neckartailfingen wechseln kann.
Damit eine Klasse zustande kommt, müssen nach den Vorgaben des Landes Baden-Württemberg 16 Schüler angemeldet sein. „In unserem Umfeld haben wir bereits vier Kinder, deren Eltern großes Interesse für die fünfte Klasse an der Liebenauschule zeigen“, schreibt Linn in einem offenen Brief, mit dem er sich an Eltern von Viertklässlern aus den Grundschulen in Großbettlingen, Altdorf, Neckartenzlingen, Schlaitdorf, Neckarhausen, Raidwangen und Neckartailfingen wendet.
Hans Brucklacher, der Rektor der Neckartailfinger Liebenauschule, steht der Initiative von Michael Linn offen gegenüber. Ebenso Bürgermeister Jens Timm. Eltern-Engagement, das man durchaus zu schätzen weiß. Dessen Erfolgsaussichten allerdings noch offen sind. So wie es derzeit aussehe, sagt Hans Brucklacher, sei unsicher, ob nach den Sommerferien noch eine fünfte Klasse zustande komme. 40 Kinder besuchen derzeit die vierte Klasse der Grundschule in Neckartailfingen. Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass circa sieben bis zehn Prozent eines Jahrgangs an die Werkrealschule wechseln. Vier Kinder sind allerdings zuwenig für eine Klasse. Und deshalb hofft Michael Linn, dass sich weitere Eltern aus der Umgebung von Neckartailfingen für das Angebot an der Liebenauschule interessieren und sich für die Schule entscheiden.
Dass die Liebenausschule am Schülerschwund leidet – an der Werkreal- und Hauptschule gibt es derzeit nur noch eine sechste und eine neunte Klasse – bedauert auch Bürgermeister Jens Timm. Trotz rückläufiger Schülerzahlen haben sich Bürgermeister und Gemeinderat gegen eine Auflösung der Schule ausgesprochen. Solange offen sei wie sich die Schullandschaft entwickle, wolle man in Neckartailfingen zuwarten und den Schulbetrieb im Interesse der Kinder vor Ort solange wie möglich aufrecht erhalten, betonte Timm im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir sind auch offen nach außen und nehmen auch gerne Kinder aus Nachbargemeinden auf“, sagt er. Timm betont allerdings die Notwendigkeit, dass generell im Nürtinger Raum über die Schülerströme und mögliche Kooperationen nachgedacht werde müsse. Über dieses Thema, so Timm, habe sich auch der Bürgermeister-Sprengel mit dem Schulamt ausgetauscht. Nachdenken müsse man dann allerdings auch über notwendige Veränderungen im ÖPNV.
Wer Interesse an einer 5. Klasse an der Liebenauschule hat, sollte sich bis 25. Februar mit Michael Linn unter Elterninitiative2013@arcor.de in Verbindung setzen.
Autorin: Anneliese Lieb – Quelle: Nürtinger Zeitung vom 22.02.2013.